Passwort: Liebe

Passwort: Liebe

Hofmannsruh (Oberstdorf)
3. Januar 2024

Liebes himmlisches Bergvolk,
wir sind schon ein eigenartiges Völkchen. Es ist ja nur eine Sekunde. Ein Hauch. Ein Wimpernschlag. Aber er ändert alles. Der Moment, in dem das alte Jahr zum neuen wechselt. Auf einmal Jubel. Trubel. Heiterkeit. Weil Klage, Einsamkeit und Tristesse doch nicht alles sein können. Und wenn die unterm Jahr nicht aufkommt, dann eben datiert. Auf den Jahreswechsel.
Auf einmal ist alles voller Hoffnung. Neustart. Reset.
Komm, wir fangen nochmal von vorne an.
Komm, jeder hat ne zweite Chance verdient…
Komm, es wird wieder Frühling nach dem Frost…
Komm, die Tage werden wieder länger, die Finsternis weicht allmählich…
Wir sind wirklich ein eigenartiges Völkchen wir Menschen.

Wir können uns ja so grandios selbst betrügen. Schön reden, was nicht schön ist. Denn dieser eine Moment ist ja nicht ein Reset auf die Werkseinstellungen als wären wir an Neujahr Neugeborene. Wir sind nicht neu geboren. Wir haben eine Geschichte. Wir haben Erinnerungen. Wir tragen Menschen im Herzen und an manchen schwer. Wir haben unsere Wunden. Wir tragen sie im Herzen oder offen zu Tage, weil sie so frisch sind, weil sie nicht heilen wollen. Kein Betrug ist es, sondern eine Fähigkeit, die Sehnsucht nach der Schönheit im Leben wach zu halten. Nach mehr Licht. Nach neuer Blüte, nach neuer Liebe. Und wenn dazu ein Datum hilft, dann soll es recht sein.

Als Christ*innen wenden wir ja auch einen Trick an für diesen Neustart. Es ist kein Zurück auf die Werkseinstellungen. Also auf Tag 1 der Schöpfung. Denn trotz des Trachtens der Menschen bösen Willens bleibt Gott seinem Versprechen treu und vernichtet nach der Sintflut kein zweites Mal, was er geschaffen hat. Das tun die Menschen ganz von allein. Aber damit das nicht geschieht, macht er einen Neustart mit diesem Kind, seinem Sohn, unserm Bruder. Weil er diese Welt liebt. Und das ist das Stichwort für unseren christlichen Trick. Zurück auf Werkseinstellungen ist nicht angesagt. Aber für alle Sicherheit, zur Beruhigung der Herzen und Gemüter wählen wir uns eben seit 94 Jahren zum Jahresbeginn ein neues Passwort. Wir nennen es Jahreslosung. Ein Wort, das dieses Jahr aufschließt. Das uns Türen öffnen kann, wenn wir es beherzigen. Dieses Jahr heißt das Passwort „Liebe“. „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ Das hat der biblische Liebes-Experte Paulus auch nach Korinth geschrieben, genauso wie die Liebesworte eben.

Ich finde: „Liebe“ ist so groß, ist so viel, es kann nur ein Masterpasswort sein. Eines, mit dem wir überhaupt erst Zugang zum gesamten System von Mensch und Tier und Pflanzen und Luft und Meer und Erdboden bekommen. Alles so lieb haben wie Gott am siebten Tag der Schöpfung. Liebe ist alles. Liebe steht über allem.
Ich glaube: wir überfordern uns, wenn wir nur mit diesem großen Wort agieren. Vielleicht wäre es gscheiter, mit kleinen Tricks der Liebe Namen zu geben. Und zu leben, was die Liebe alles ist. Und das ist nicht jeden Tag gleich, und auch nicht zwischen mir und dir, oder dir und mir oder dir und dir. Und vielleicht ist es tatsächlich auch hilfreich, sich eines Passwortmanagers zu bedienen, wenn ich keinen Zugang finde zu einem anderen Menschen.

Manchmal ist es nötig, ein neues Passwort zu wählen. Weil Zeiten sich ändern. Und Menschen auch.

Ich gebe euch ein Beispiel, wie ihr es anstellen könnt. Ich erzähle euch von Mauricio Estrella, ein begnadeter Computer-Experte vor dem Herrn. Frisch getrennt von seiner Frau. Leidet daran wie ein Hund. An einem ganz normalen Morgen im Büro geht er in sein Büro. Er schaltet seinen Computer ein, um Dokumente für eine Sitzung auszudrucken.

Doch der Computer fordert ihn auf, erst einmal sein Passwort zu ändern. Eigentlich Routine: Jeden Monat musste er sein Passwort ändern, sicherheitshalber.

Dieses neue Passwort würde Mauricio Estrella dann die nächsten 30 Tage lang mehrmals täglich eingeben müssen.

Was wählt man da? Geburtsdatum, Name Ihres Hundes, Geburtsname der Schwiegermutter, nächste Urlaubsziel, was weiß ich?

Einen Moment überlegt Mauricio. Und dann tippt er als neues Passwort ein Vergib@ihr. Und das tippt er dann jedes Mal, wenn er an seinen Arbeitsplatz kommt. Am Ende hat er seiner Ex-Frau vergeben und das lag sicherlich nicht nur an diesem Passwort. Aber er selber sagt: Mein Passwort hat mir geholfen, mich auf das zu konzentrieren, was ich wirklich schaffen will.

„Vergebung“ ist nur eine Facette von Liebe. Welches Passwort ist deines? Es gibt ja so viel, was aus Liebe geschehen kann:
Zuhören@365
Alles.Wird.Gut@Vertrau
NurDu@Nr.1
Ich.Bin.Gut@Sicher
Herzerwärmer@heute
Heil@Segen
Ich.bin.da@247
Fürche.Dich.Nicht@Gott
Ich.Steh.Auf@Jetzt
Geduld@12345678910

Passwort Liebe. Es ist nur ein kleiner Trick. Aber wenn´s den Gotteskindern hilft, alles, was sie tun, in Liebe geschehen zu lassen, ist´s Gott recht. So sei es. Amen.

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